Test: Silverline Tischlerschraubstock

Nachdem ich meine Werkbank in meiner angemieteten Werkstatt mit einer Vorderzange mit Schnellverstellung aufgerüstet hatte, wollte ich auch in meinem winzigen Keller diesen Komfort nicht mehr missen.

Diesmal habe ich mich mit einem Silverline Tischlerschraubstock ganz bewusst ans untere Ende des Preissegments bewegt. Nicht zuletzt auch aus Neugier, wie gut oder schlecht das Produkt sein würde.

Fangen wir mit den positiven Eigenschaften an, das geht schneller:

  • Die Backen sind plan und parallel
  • Der Schraubstück packt stark genug zu
  • Die Führungsstangen sind gerade und blank
  • Der Preis ist tauglich für Hobbyschreiner mit begrenztem Budget

Die Vorderzange kam in einem arg ramponierten Karton. Der Zangenschlüssel (die Stange an der man kurbelt) war bereits verbogen.

Bei der Lieferung war der Zangenschlüssel bereits verbogen

Der Zangenschlüssel ist unterdimensioniert und war bereits bei Lieferung verbogen.

Aus mir unerfindlichem Grund dachten die Konstrukteure offensichtlich, es wäre eine gute Idee, die Fußverankerung in einem flacheren Winkel als 90° zu bauen.

Die Fußbefestigung ist nicht im 90° Winkel

Die Fußbefestigung ist nicht im 90° Winkel.

Dadurch wird der Einbau unnötig erschwert. Ich habe mit einer Winkelschmiege den Winkel auf den Balken an dem ich den Schraubstock befestigt habe übertragen. Anschließend habe ich mit dem Stemmeisen zwei Rampen ausgestemmt.

Da ich den Winkel nicht exakt hinbekam, musste ich noch Unterlegscheiben verwenden.

Es hätte so einfach sein können, wären die Montagefüße im rechten Winkel zu den Backen.

Das Schraubenloch war voller Lack

Das Schraubenloch war voller Lack und zudem nicht annähernd rund.

Das Oberflächenfinisch der lackierten Flächen ist unterirdisch. Der Lack ist so achtlos aufgetragen, dass er sich auf der Spindel und in den metrischen Gewinden in den Backen findet.

Im Bild rechts sieht man dass das Loch in der Backe halb von Lack verdeckt ist.

Noch erstaunlicher aber ist, dass die Löcher in der hinteren Backe nicht rund sind. Sie sehen aus als hätte jemand zuerst Loch und Gewinde geschnitten und anschließend die Backe von oben und unten in Form gepresst.

Ein weiteres Mysterium ist, dass mein Schraubstock sich immer schwerer öffnen lässt, je weiter man ihn ausfährt. Am Anfang hatte ich die Vermutung, dass die Führungsstangen nicht parallel sind.

Messung des vorderen Stangenabstands

Messung des vorderen Abstands der Führungsstangen.

Messung des hinteren Stangenabstands

Messung des hinteren Abstands der Führungsstangen.

Nach dem Messen war klar, dass das zumindest nicht das Problem ist. Eher scheint es so zu sein, dass die Spindel nicht gleichmäßig geschnitten ist.

Im Effekt kann man die letzten vier bis fünf Zentimeter Ausladung nicht benutzen.

Und bis dahin zu kurbeln, ist sehr mühsam.

Der Tischlerschraubstock ist mit sechs Schrauben am Tisch befestigt

Der Tischlerschraubstock ist mit sechs Schrauben am Tisch befestigt.

Im Bild oben sieht man wie der Schraubstock von unten am Tisch befestigt wird. Vorsichtshalber habe ich die Backenlöcher auch noch zur Befestigung verwendet.

Die Schraubenköpfe verschwinden später hinter der Schutzbacke

Die Schraubenköpfe verschwinden später hinter der Schutzbacke.

Die Löcher für metrische Schrauben lassen vermuten, dass diese Löcher eigentlich dafür gedacht sind, Schutzbacken aufzusetzten.

Die metrischen Gewinde waren wie bereits erwähnt unbrauchbar, daher die Senkkopfschrauben.

Sie verschwanden daher  später in je in einer Aussparung der hinteren Schutzbacke.

Die hintere Schutzbacke habe ich seitlich und oben überstehen lassen und mit drei Schrauben am Tisch befestigt.

Schraustock mit Schutzbacken

Schraustock mit Schutzbacken

Die Schutzbacken habe ich von hinten verstärkt, da ich nicht noch mehr Ausladung verlieren wollte. Ich habe Holzreste verbaut, die ich noch im Keller hatte. Langfristig werde ich die Backen gegen härteres Holz austauschen und eventuell Rauhleder zum Schutz der Werkstücke aufkleben.

Noch einen Schwachpunkt sollte ich erwähnen. Der Zangenschlüssel ist an einem Ende mit einem aufgeschraubten Ring versehen, der sich bei Benutzung im Zehnminutentakt löst und herunterfällt. Das Problem habe ich mittlerweile mit Zweikomponentenkleber beseitigt.

Fazit

Der Silverline Mini-Tischlerschraubstock ist massiv genug für kleine Hobbyschreinerarbeiten – mit Ausnahme des Zangenschlüssels. Die Verarbeitung ist mangelhaft. Nur der Preis kann das ein bisschen ausgleichen.

2 thoughts on “Test: Silverline Tischlerschraubstock

    • Gerne. Bei dem Kauf war auch viel Neugier dabei. Das man bei dem Preis keine Qualitätsware bekommt, war absehbar. Im Endeffekt wäre das Geld besser in einen Eigenbau aus Stahlrohren, Holz und einer zweckentfremdeten Spindel (z.B. aus einem alten Gerüstfuß) investiert.

Hinterlasse einen Kommentar zu Michael Böttger Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.