Holzzuschnitt im Baumarkt – Holzwerken für Anfänger – Teil 1

Ich werde öfter gefragt, wie man am besten ins Holzwerken einsteigt. Am Anfang hat man kein Werkzeug, keine Erfahrung, keine Idee, wo man beginnen soll und üblicherweise nur begrenztes Budget zur Verfügung. Dies ist der erste Teil einer Serie von Artikeln, die sich damit beschäftigt, wie Anfänger den Einstieg ins Holzwerken am besten schaffen.Mein erster Tipp mag für Selbermacherinnen und -macher merkwürdig erscheinen: sucht Euch einen Baumarkt oder Holzhändler, der Holzzuschnitt anbietet.

Für den Einstieg ist das in mehrerlei Hinsicht ideal:

  1. Wenn sich Mitarbeiter im Zuschnitt verschneiden, dann müssen sie das Werkstück ersetzen — ohne es Euch zu berechnen.
  2. Eine Plattensäge sägt üblicherweise perfekt parallel und im rechten Winkel.
  3. Das große Sägeblatt sorgt für den perfekten Schnittwinkel und damit für weniger Ausriss (vorausgesetzt es ist scharf).
  4. Ihr zahlt nur für das Holz, das Ihr wirklich braucht.
  5. Zugeschnittene Teile lassen sich besser transportieren und lagern als Plattenware.
  6. Sperrige Teile lassen sich in der kleinen Heimwerkstatt schlecht zuschneiden.
  7. Abfall und Staub bleiben beim Zuschnitt.

Als nächstes gebe ich Euch ein paar Tipps, wie Ihr selbst dafür sorgen könnt, dass Ihr hinterher mit dem Ergebnis zufrieden seid.

Den wichtigsten möchte ich gleich ganz zu Anfang herausstellen:

Merkt Euch fähige Mitarbeiter im Zuschnitt.

Die machen für die Qualität meist mehr Unterschied als die Maschinen!

Pro-Tipp: ein kleines Trinkgeld sorgt oft dafür, dass Ihr in guter Erinnerung bleibt. Das erhöht die Chance, dass der/die selbe Mitarbeiter/in Eure nächste Kommission sägen und damit die Qualität gleichbleibend gut ist und.

Weitere Tipps:

  1. Kontrolliert die Maße in Eurem Plan zweimal bevor Ihr damit loszieht. Der Zuschnitt ist maximal so gut wie die Vorgabe.
  2. Die Mitarbeiter übertragen die Maße meist in eine neue Teileliste, die auch zur Abrechnung dient. Kontrolliert die übertragenen Maße bevor sie zu sägen beginnen.
  3. Stellt sicher, dass der/die Zuschneidende die Maserungsrichtung beachtet!
  4. Messt nach. Jedes Brett, jede Kante. Verlangt, dass Bretter, die falsche Maße haben, neu geschnitten werden.
  5. Überprüft bei mindestens einem Brett die Rechtwinkligkeit, in dem ihr sicherstellt, dass die Diagonalen gleich lang sind.
  6. Seht euch die Schnitte an: ist das Sägeblatt scharf oder verwendet der Zuschnitt ein Blatt, dass schon lange hätte gewechselt werden müssen?
  7. Ist das Holz von ordentlicher Qualität?
    • Ist es verzogen?
    • Reißt es stark aus?
    • Ist die Oberfläche sauber?
    • Falls Astlöcher “geflickt” sind – ist das ordentlich gemacht?
  8. Werft ein Auge darauf, dass Kanten ordentlich besäumt sind, d.h. dass die schlechten Außenseiten abgeschnitten werden und nicht an einem Eurer Werkstücke enden.
  9. Bittet darum, dass alle Schnitte gleicher Länge auf einmal und ohne Veränderung der Einstellungen gemacht werden.

Gute Anfängerhölzer sind Kiefer und Fichte. Sie sind verhältnismäßig günstig, nett anzusehen, einfach in der Oberflächenbehandlung und werkzeugfreundlich.

Von Pressspan rate ich für den Anfang dringend ab. Das ist zwar billig, bricht aber sehr leicht an den Kanten aus und wenn man es im Sichtbereich verwendet muss man entweder furnieren oder spachteln und lackieren. Da ist auf jeden Fall Frust vorprogrammiert.

Ich will auch die Nachteile des Zuschnitts nicht verschweigen

  1. Das Holz kostet doppelt so viel und mehr wie Plattenware im Holzfachhandel.
  2. Die Auswahl ist meist dünn. Versucht heute mal Kiefer im Zuschnitt zu bekommen. Ich war schockiert, dass Kiefer in Nürnberg in keinem Baumarkt angeboten wurde. Von exotischeren Hölzern gar nicht zu reden.
  3. Baumärkte sägen millimetergenau, wenn Ihr einen sehr engagierten Zuschneider findet, auch mal auf einen halben Millimeter. Mehr dürft Ihr auf keinen Fall erwarten.
    Weniger als auf einen Millimeter genau müsst Ihr dagegen nicht akzeptieren.
  4. Verschnitt sieht der Inhaber nicht gerne. Daher kommt es vor, dass Mitarbeiter im Zuschnitt die Werkstücke aus Resten möglichst clever verlustfrei herausschneiden wollen. Kritisch ist das dann, wenn nicht alle gleichlangen Schnitte auf einmal gemacht werden oder — noch schlimmer  — die Maserungsrichtung der Optimierung zum Opfer fällt.

Auch wenn der Zuschnitt teuer ist und ihn jemand anderes macht, empfehle ich ihn für Anfänger, da man winkeltreue, meist maßhaltige Werkstücke bekommt, ohne eine teure Tischkreissäge oder Handkreissäge mit Schienen kaufen zu müssen. Außerdem kann man sich erst einmal auf die kreative Planung, Verbindungstechniken und Oberflächenbehandlung konzentrieren. Und das ist für den Start schon genug Lernkurve.

Der nächste Artikel in der Serie wird sich mit der Werkzeug-Grundausstattung beschäftigen.

8 thoughts on “Holzzuschnitt im Baumarkt – Holzwerken für Anfänger – Teil 1

  1. Schöner Artikel!
    Hast Du denn in Nürnberg eine gute Quelle für Holz gefunden, die Du empfehlen kannst?
    Ich komme aus Fürth :-)

    Viele Grüße
    Tobias

    • Hallo Tobias,

      ich habe gute Erfahrungen mit dem Holzhandel Zimmermann in Laufamholz gemacht.

      Die Preise für Plattenware sind OK. Die Auswahl ist gut – ich empfehle aber bei exotischeren Wünschen vorher anzurufen (z.B. wenn man längsgemaserte Multiplexplatten braucht) um nachzufragen ob das da ist. Ansonsten können dir die Mitarbeiter Holz auch bestellen, wenn Du ihnen eine E-Mail mit den Details schickst.

      Großes Plus ist dass sie eine Plattensäge haben, mit der sich Transportschnitte durchführen lassen. Damit bekommst Du die Ware auf eine Größe die sich transportieren lässt. Die Betonung liegt auf “Transportschnitt” auf Endmaß kann man damit nicht zuschneiden. Würde den Betrieb auch zu lange aufhalten.

      • Hallo,
        ich kaufe mein Holz seit einiger Zeit in Erlangen bei Holz Kirchner. Die Preise sind zwar eher am oberen Ende, dafür war das Material immer gut und der Zuschnitt wirklich exakt. Mit den Baumärkten in der Umgebung (Hornbach und Obi in Erlangen und Fürth) war ich nicht zufrieden, was das Holz anging.

        Gruß,
        André

        • Hi André,

          danke für den Tipp. Bei den Baumärkten in Nürnberg war ich bisher von der Qualität des Holzes auch nicht gerade beeindruckt. Wenn man einen in der Nähe hat, dann ist der Holzfachhandel in der Tat üblicherweise die bessere Wahl.

          Schönen Gruß,
          Sebastian

  2. Hallo, mein Lieber
    Was Du schreibst, das ist für einen Anfänger sehr hilfreich. Eine saubere Vorplanung wurde mir im Laufe meiner Arbeit mit Holz immer wichtiger. Ist zwar mühsam, spart aber Geld und Frust.

  3. Es ist ein guter Tipp, den Mitarbeitern ein kleines Trinkgeld zuzustecken. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob die das annehmen dürfen. Oft gibt es ja eine lange Schlange. Für mein Garten-Projekt bin ich zu einem Sägewerk gefahren. Da ist man mit größeren Aufträgen an der richtigen Adresse.

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