Nullspieleinsatz für die Tischkreissäge selber bauen am Beispiel der Bosch GTS10

Ein Nullspieleinsatz umschließt das Sägeblatt so eng wie möglich. Das verhindert erstens Ausriss, da die Sägezähne keinen Platz haben, die Holzfasern nach unten in den Spalt hineinzuziehen. Zweitens lassen sich mit den Nullspieleinsatz auch kleine Streifen schneiden, die sonst in den Spalt kippen oder fallen würden.

In diesem Artikel lernen Sie, eigene Nullspieleinsätze zu bauen. Ein Tipp: da der Aufwand vergleichsweise hoch ist, bauen Sie am besten gleich mehrere. Ersten ist das Verbrauchsmaterial, zweitens brauchen sie für jede Sägeblattstärke und Winkel einen eigenen Nullspieleinsatz.

Die Standardabdeckung für das Sägeblatt hat einen breiten Spalt.

Die Standardabdeckung für das Sägeblatt hat einen breiten Spalt.

Die originale Abdeckung (rot) hat einen breiten Spalt auf beiden Seiten des Sägeblatts. Das liegt unter anderem daran, damit man mehrere Sägeblattstärken verwenden kann. Außerdem erlaubt besonders der abgeschrägte Spalt links das Blatt zu kippen.

Der Nachteil der Flexibilität ist der Ausriss und die Kippneigung kleiner Werkstücke.
Natürlich kann man für viele Tischkreissägen Nullspieleinsätze als Zubehör kaufen. Aber wo bleibt da die Eigenbau-Ehre? Am Beispiel einer Bosch GTS 10 XC zeigt dieser Artikel, wie man sich einen Nullspieleinsatz baut.

Rechtecke auf das Außenmaß der Sägeabdeckung vorschneiden

Rechtecke auf das Außenmaß der Sägeabdeckung vorschneiden

Schritt Eins ist sich rechteckige Brettchen zurecht zu sägen, die nur eine Kleinigkeit größer sind als der originale Einsatz.

Als Material bietet sich besonders Siebdruckplatte an. Sie ist glatt an der Oberfläche und verzieht sich dank Multiplex nicht so leicht. Außerdem ist sie bereits bei dünner Stärke recht stabil.

Sägeblatteinsatz anzeichnen

Den Einsatz anzeichnen, dann grob vorschneiden

Für die Bosch GTS10 wären 11 mm ideal. Leider gibt es nur 9 mm oder 12 mm. Die 9 mm sind knapp wenn man später die Gewindestifte zum Ausrichten der Platte einsetzen will. 12 mm dagegen stoßen innen an. Entweder muss man einen Millimeter abhobeln oder aber einen umlaufenden Falz fräsen – in diesem Artikel haben wir die zweite Variante gewählt.

Einsatz bündig fräsen

Damit der Einsatz später genau passt, wird er bündig gefräst

Damit später der Bündigfräser nicht so stark abgenutzt wird, zeichnen Sie die Außenmaße an und sägen sie grob vor. Am nächsten an die Linie kommt man mit einer Bandsäge. Ein Stichsäge, Handsäge oder Tischkreissäge erledigen den Job aber auch gut genug.

Danach legen Sie die originale Sägeblattabdeckung auf das Brettchen und schrauben sie fest. Dazu verwenden Sie die Löcher für die Gewindestifte im Original.

Vorbohren ist hilfreich, wenn man Ausriss bei Schrauben vermeiden will.

Nach dem Bündigfräsen ist der Einsatz abgerundet

Nach dem Bündigfräsen ist der Einsatz abgerundet

Alternativ funktioniert auch doppelseitiges Klebeband, allerdings ist das je nach Klebefläche eine Gratwanderung zwischen Rutschgefahr  und mühsamen Ablösen hinterher.

Nach dem Bündigfräsen hat der Einsatz schon fast seine finale Außenform. Auf der rechten Seite bleibt beim Bündigfräsen ein Rest übrig, der von den zwei Nasen zur Befestigung herrührt. Diesen Überstand muss man später abschneiden.

Falz fräsen

Damit der Einsatz passt, müssen unten Falze gefräst werden

Jetzt kommt eine Haufen Fräsarbeit, damit der Nullspieleinsatz auch wirklich in die Öffnung passt:

  1. Ein umlaufender Falz wenn das Brettchen dicker als 11 mm ist.
  2. Ein tieferer Falz auf der linken Seite, damit der Motorhalter nicht anstößt.
  3. Ein ganz flacher Schlitz für das Sägeblatt
  4. Ein durchgehender Schlitz für den Spaltkeil.

Auch wenn das theoretisch mit der Oberfräse geht, ist ein Frästisch hier eine echte Hilfe. Der ist übrigens eines der ersten Werkzeuge, das man sich selbst bauen sollte.

Der flache Schlitz für das Sägeblatt ist eine Vorsichtsmaßnahme. Selbst wenn das Sägeblatt der GTS 10 ganz herunter gefahren ist, würde der Nullspieleinsatz aufliegen. Das war uns zu gefährlich. Wir wollen den Einsatz erst fixieren, dann das Sägeblatt frei los laufen lassen und es dann langsam durch den Nullspieleinsatz heben.

Überstand abschneiden

Nach dem Fräsen bleibt ein Überstand der weg muss

Nullspieleinsatz von unten

Der Nullspieleinsatz ist von unten deutlich komplizierter als von oben

Da beim Bündigfräsen dank der zwei Nasen hinten am Originaleinsatz ein Überstand übrig bleibt, müssen wir den noch abschneiden. Sonst passt der Nullspieleinsatz nicht in die Öffnung über dem Sägeblatt.

Das geht mit der Tischkreissäge, einer Handsäge oder auch mit einer Feile ganz einfach.

Schneiden Sie aber nicht zu viel ab. Schließlich soll unser Einsatz später nicht wackeln.

Im Bild links sieht man den Einsatz von unten. Er ist unten deutlich komplizierter. Den umlaufenden Falz kann man sich mit einem Brettchen bis maximal 11 mm sparen.

Die Kerbe für den Schraubenzieher vorne sollte man machen. Das erleichtert später das Herausheben des Einsatzes erheblich.

Man kann erkennen, dass der Schlitz für das Sägeblatt flach ist und erst hinten für den Spaltkeil komplett durchgefräst wurde. Schließlich kann sich der Spaltkeil nicht selbst den Weg freischneiden. Wir haben dazu einen 5 mm Fräser verwendet.

Gewinde schneiden

Schneiden sie M6 Gewinde nicht zu tief

Zum Austarieren braucht der Nullspieleinsatz noch vier Gewindestifte M6x10. Sie werden mit 5 mm in den vorhandenen Löchern vorgebohrt.

Dann senken sie die Löcher etwa 2 mm tief an. Das macht den Einsatz des Gewindeschneiders leichter.

Danach kann man einfach ein Gewinde ins Holz schneiden. Allerdings sollte man es nicht komplett fertig schneiden. Die Gewindestifte müssen stramm sitzen, damit sie sich nicht durch Vibrationen lösen.

Nullspieleinsatz ausrichten

Mit den vier Gewindestiften lässt sich der Einsatz plan ausrichten

Danach setzen sie die Gewindestifte ein. Legen den Nullspieleinsatz in die Öffnung der Säge und richten ihn mit den Gewindestiften so aus, dass er plan mit der Tischoberfläche abschließt.

Dazu legen sie einfach ein Lineal oder Leisten diagonal über den Nullspieleinsatz und drehen so lange an den Gewindestiften, bis kein Lichtspalt mehr zu sehen ist.

Kontrollieren Sie dabei gleich, dass der Nullspieleinsatz nicht auf dem Sägeblatt aufliegt. Gegebenenfalls müssten Sie die Nut unter dem Einsatz tiefer machen.

Einsägen vorbereiten

Zwei Zwingen und eine Leiste halten den Nullspieleinsatz beim Einschneiden

Jetzt kommt der große Moment, in dem der Einsatz eingesägt  wird. Damit Sie keine bösen Überraschungen erleben, fixieren Sie den Einsatz mit einer Leiste und zwei Zwingen an der Tischkreissäge.

Kontrollieren Sie, dass das Sägeblatt im gewünschten Winkel steht . In den meisten Fällen wird das 0° sein.

Schalten Sie jetzt die Säge ein und heben dann langsam das Blatt durch das Brettchen. Der Spaltkeil muss sich dabei in der durchgefrästen Nut frei bewegen können — schließlich kann er sich nicht selbst den Weg freischneiden.

Schrauben verhindern Aufsteigen

Zwei schrauben verhindern das Aufsteigen des Einsatzes

Zur Sicherheit bauen wir noch die Nasen des Originaleinsatzes nach. Die verhindern nämlich, dass der Einsatz heraus fliegt, sollten sich die aufsteigenden Zähne des Sägeblattes darin fangen. Dafür brauchen Sie zwei kleine Schrauben. Wir haben welche mit halbrundem Kopf verwendet. Was die Höhe angeht, müssen Sie hier sehr exakt arbeiten. Viel Spielraum haben Sie nicht. Bohren Sie vor, damit die Schrauben nicht das Brettchen aufspreizen, wenn sie die Schrauben in die Stirnseite drehen.

Sie sehen, dass die Herstellung des Nullspieleinsatzes viele Schritte erfordert. Daher auch die Empfehlung am Anfang mehrere Exemplare auf einmal zu Bauen. Der Aufwand macht sich bezahlt, denn die Schnittqualität und die Sicherheit beim Sägen kleiner Teile steigen dadurch.

Frisch eingesägter Nullspieleinsatz

Der Nullspieleinsatz schließt exakt mit dem Sägeblatt ab

8 thoughts on “Nullspieleinsatz für die Tischkreissäge selber bauen am Beispiel der Bosch GTS10

  1. Hallo Sebastian,
    habe mir Deinen Einsatz nachgebaut. Auf die Gewindestifte konnte ich verzichten, da ich mit einem Falzhobel mit rundumlaufende Kante solange nachbearbeitet habe, bis der Einsatz absolut plan auflag.
    Obwohl ich davon ausgehe, daß die vordere Verriegelung (dieser Schnappverschluß) nicht zwangsläufig nötig ist, möchte ich Dich dennoch fragen, ob Du diesen Verschluß ebenfalls weggelassen hast.
    Vielen Dank für diesen Tip.
    Gruß Andreas

    • Hallo Andreas,

      die Lösung mit dem Falzhobel ist eleganter als die Madenschrauben. Allerdings hat den nicht jeder. Den Schnapper vorne habe ich mir in der Tat gespart. Der Einsatz sitzt fest genug und kann eigentlich nur von einem Werkstück hochgeschoben werden wenn er zu weit herausragt. Das Sägeblatt drückt ihn vorne nach unten.

      Schönen Gruß und viel Freude damit.

  2. Hallo Sebastian,
    wenn ich beim Nullspieleinsatz die ersten Gehrungsschnitte durchführe, müssen hier ebenfalls die Zwingen angesetzt werden?
    Wie groß ist der Spalt dann bei 45 Grad? Wäre klasse, wenn Foto´s hiervon veröffentlicht werden könnten.
    Danke für die tolle Anleitung!

    • Hi Thomas,

      für jeden Winkel brauchst Du einen separaten Nullspieleinsatz. Die Herstellung bleibt die gleiche. Weil sich das Sägeblatt bei einer anständigen Tischkreissäge immer ausschließlich in die Richtung der Neigung hebt, klappt das auch mit anderen Sägeblattwinkeln als 90° zum Tisch. Ich komme im Moment zeitlich nicht in meine Hobbywerkstatt, daher muss ich die Fotos leider erstmal schuldig bleiben.

  3. Hallo Sebastian,
    habe mir den Nullspieleinsatz nachgebaut. Bzgl. der Madenschrauben habe ich in der 9mm-Siebdruckplatte die vorgegebenen Löcher für die Höhenregulierung mit einem 7,5mm Bohrer nachgebohrt. Da die Platte ohnehin bei eingedrehten Originalhöhenregulierungen etwas tiefer liegt als die Oberfläche der Säge, kann ich mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher durch diese 7,5mm Löcher die Originalschrauben höher drehen. Dadurch erspare ich mir die Madenschrauben.
    Nun mache ich mich noch an die Absaugung!
    Prima Anleitung! Extra Lob!!

  4. Danke für den Tipp, sich den Einsatz selbst zu bauen. Aktuell brauche ich meine Kreissäge nur für Brennholz. Wenn man wieder andere Arbeiten anstehen, dann werde ich das vielleicht in Angriff nehmen. Aktuell verstaubt der Heimwerker-Raum.

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