Test: Fräser — Noname gegen ENT und Festool

Nachdem mir ein Fräser quasi explodiert ist, dachte ich mir, es ist Zeit dafür mit ein paar Fräser genauer anzusehen. Daher habe ich einen Noname-Fräser aus dem Baumarkt, einen ENT-Fräser und einen Festtool-Fräser mit einander verglichen. Dabei handelt es sich jeweils um einen Viertelstabfräser mit Anlaufkugellager. Der ENT und Festool haben jeweils einen Nennradius von 4 mm. Der Noname 6,5 mm. Leider habe ich keine drei gleichen Radien. Die Radiusunterschiede sollte man bei der Interpretation der Ergebnisse (besonders der Schneidendicke) nicht vergessen.

Drei Fräser mit Kugellager

Drei Fräser mit Kugellager

Als erstes fällt auf, dass das Noname-Modell keine Beschriftung auf dem Schaft hat. Außerdem hat er als einziger einen rauen Fäserkörper. Der ENT ist lackiert. Das ist einerseits praktisch für die Reinigung, hat aber einen Nachteil zu dem ich später noch kommen werde.

Meßwerte

Maßhaltigkeit ist einer der objektivsten und am leichtesten zu ermittelnden Qualitätsfaktoren. Alles was man zur Kontrolle braucht ist eine Mikrometerschraube. Glücklicherweise habe ich da mal eine günstige beim Pollin erstanden.

Sehen wir uns die objektiven Fakten im Vergleich an. Die Schneidenmaße habe ich mit eine Stelle weniger genau angegeben, weil es schwerer ist, dieses Maß zu ermitteln.

Fräser Nennradius Schaft Kugellager Schneide (breiteste Stelle) Schneide (schmalste Stelle) Radius errechnet
Noname 6,5 mm 8,01 mm 12,71 mm 25,0 mm 12,5 mm 6,2
ENT 3 mm 8,02 mm 12,71 mm 18,9 mm 12,6 mm 3,1
Festool 4 mm 8,01 mm 12,70 mm 20,3 mm 12,6 mm 3,8

Die errechneten Radien sind aus Kugellagerdurchmesser und breitester Schneidestelle ermittelt.

Soweit sind die Maße eher unauffällig. Am besten schneidet der ENT bei dem errechneten Radius am. Besonders wichtig ist der Schaftdurchmesser, da der für den sicheren Halt in der Spannzange verantwortlich ist. Hier sind alle drei Fräser einwandfrei.

Beschriftung

Hier hat der Noname-Fräser seine größte Schwachstelle: Beschriftung? Fehlanzeige.

Dagegen sind die Fräser von ENT und Festool ordnungsgemäß am Schaft beschriftet. Selbst eine Markierung für die Position in der Spannzange ist vorhanden.

Beschriftung Festool Fräser

Der Festool-Fräser ist auf dem Schaft vollständig beschriftet.

Da Festool viel Platz für den Firmennamen spendiert hat, fällt der Rest etwas kleiner aus.

 

Beschriftung ENT Fräser

Die Beschriftung auf dem ENT ist vollständig und leichter lesbar.

Im Vergleich dazu ist der ENT noch besser beschriftet. Die Schrift ist größer und die Maße mit Buchstaben gekennzeichnet.

 

Verarbeitung

Festoolfräser zeigt sehr kleine Einschlüsse an der Lötstelle

Festoolfräser zeigt sehr kleine Einschlüsse an der Lötstelle

Am ENT-Fräser verdeckt Lack die Lötstelle

Am ENT-Fräser verdeckt Lack die Lötstelle

Schlechte Lötstelle beim Noname Fräser

Schlechte Lötstelle beim Noname Fräser

Die Schneiden aller drei Fräser sind anfangs scharf. Das darf man auch erwarten. Aussagen über die Langzeithaltbarkeit mache ich keine, weil dazu Hobbynutzung nicht aussagekräftig ist. Selbst der Noname hinterlässt bei Birke noch saubere Schnitte. Auch Ahorn habe ich ihm zugemutet, allerdings zeigt sich hier eine leichte Brandneigung, die aber eher von der langsameren Zustellgeschwindigkeit kommen dürfte.

Echte Qualitätsunterschied werden erkennbar, wenn man auf die Lötstellen an den Schneiden sieht. Der Festool-Fräser hatte an einer der Schneiden sehr kleine Einschlüsse (siehe Foto), die andere Schneide war makellos. Beim ENT-Fräser ist die Lötstelle mit Lack bedeckt. Das gibt bei mir ganz klar Abzüge in der B-Note, weil man so nicht erkennen kann, wie gut die Stelle gelötet ist. Richtig gruselig sieht der Noname-Fräser aus. Das Wort “hingebraten” hat sich mir aufgedrängt.

Nachdem ich mir das Makrofoto groß angesehen hatte, habe ich beschlossen, den Fräser in den Ruhestand zu schicken.

Beim ENT gibt es noch ein kleine Platte zwischen Kugellager und Schneiden. Das hält das in der Theorie das Kugellager sauberer. Ob das funktioniert wird die Langzeitnutzung zeigen.

Fazit: Noname-Fräser müssen nicht zwangsweise in jeder Hinsicht schlecht sein. Bei meiner Stichprobe sind die Maße okay. Allerdings kann die Verarbeitung schon deutliche Schwächen haben. Wer solche Lötstellen findet wie ich bei meinem Noname-Fräser, wirft das Stück besser gleich weg.

9 thoughts on “Test: Fräser — Noname gegen ENT und Festool

  1. Ich bin gerade auf der Suche nach guten Hobby-Fräsern und bin bei der Recherche über die mir unbekannte Marke “ENT” auf diesen Vergleich gestoßen, daher möchte ich die folgende Anmerkung machen: Lt Hersteller (http://www.ent-werkzeuge.de/index.php?option=com_content&view=article&id=71&Itemid=821&lang=de)
    ist die Farbe auf den ENT-Werkzeugen eine PTFE-BEschichtung, die viele Markenhersteller benutzen – man sieht die Lötstelle natürlich trotzdem nicht. Mir ging es nur darum zu erzählen, dass es sich bei der gelben “Farbe” nicht (nur) um eine Dekoration handelt.

    Gruß
    2018-02-01

  2. Die Schaftfräser, ja ein Problem für sich. Ich habe auch schon “Billigfräser” bekommen, die hatten alles, was die beschriebenen “Gutfräser” auch haben, also Beschichtung (sogar wärmebeständig), Kugellager mit Scheibe, sauber eingepasste Schneiden. Die Haltbarkeit und Standfestigkeit muss selbst erprobt werden. Fräser im Katalog oder Netz bestellen geht nur, wenn man ganz genau weiß, was es sein soll.
    Für regelmäßigen Gebrauch “übe” ich zur Zeit mit Wendeplattenfräsern. Da lohnt sich der höhere Anschaffungspreis schon.
    Fräser ohne Beschriftung kenne ich eigentlich nur von gaaanz früher. Das gilt für billige und gute. Ein Bekannter hat seine Fräser und Bohrer lose in der Schublade. So etwas geht garnicht (aber er glaubt’s mir nicht).

    • Wendeplattenfräser sind finanziell eine gute Idee, doppelte Standzeit bei normalerweise deutlich unter doppeltem Preis. Außerdem sind sie in der Regel leichter zu schärfen. Allerdings gibt’s die natürlich nicht beliebig klein.

      Lose in der Schublade liegend habe ich bisher nur bei Bohrern gesehen und schon da hinterlässt das kein gutes Gefühl. Allerdings erinnert mich das ein bisschen an Steve Ramsey (https://woodworkingformeremortals.com) der war da lange Zeit auch komplett schmerzfrei.

  3. Ich persönlich verwende “mittlerweile” nur noch Fräser von ENT für mich ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis.Hohe Standfestigkeit und perfekte Fräsergebnisse

  4. hallo Bastler Kollegen!!!
    habe mir sagen lassen lieber eine billige Oberfräse und gute teure Fräser als
    umgekehrt (besseres Fräsergebnis)
    vor kurzem sah ich im Lagerhaus 12 Fräser in einer Holz-Kassette von KWB
    um sage und schreibe €-24 getraute mir sie aber nicht zu kaufen da ich mir
    dachte das kann nicht viel wert sein
    wie ist dazu eure Meinung???
    lG Wilhelm

    • Hallo Wilhelm,

      wie im Artikel erwähnt, gibt es bei Fräsern einige Qualitätsmerkmale, die Du selbst überprüfen kannst. Zum Beispiel die Maßhaltigkeit des Fräserschafts und die Lötstelle zu den Schneiden. Wenn davon eines nicht passt, Finger weg (Wortspiel intendiert).

      Was sich leider immer erst nach langer Zeit zeigt, ist die Standzeit eine Fräsers, d.h. wie lange er scharf und stabil bleibt.

      Was den Oberfräsenkauf angeht, kommt es auf den Einsatzzweck an. Für das Abrunden von Kanten bis 9 mm reicht auch eine kleine 900 W Maschine. Wenn Du die Fräse in einen Tisch einbauen willst, ist Einstellbarkeit durch die Grundplatte hilfreich.

      Wenn es die erste Oberfräse ist, würde ich so im Bereich bis 250€ schauen. Da gibt es gute Geräte, die lange halten und stark genug sind. Unter 150€ gibt es auch vereinzelte Perlen, aber da wird es schon dünn.

      Grundsätzlich empfehle ich vor dem Kauf Guido Henns Standardwerk “Handbuch Oberfräse” (ISBN-13: 978-3866309494). Die Investition lohnt sich auf jeden Fall.

      Schönen Gruß,
      Sebastian

    • Hallo Wilhelm,
      ich verwendet seit 15 Jahren ein billigsdorfer set. Für seltenen Einsatz muss das meiner Meinung nicht schlecht sein. Ich habe damit Nuten, kanten bündig, und kanten gefräst. Allerdings nur in Weichholz. Für meine Zwecke war es ausreichend. Bei Hartholz oder größeren, teureren Projekten würde ich allerdings niemals billige Fräser einsetzen.

  5. Da Maßhaltigkeit tatsächlich ein sehr offensichtliches Qualitätskriterium ist wäre ein Vergleich von Bündigfräsern meiner Meinung nach viel aufschlussreicher.
    Denn genau diese Fräser sind in der Hinsicht sehr kritisch.
    Leider mußte ich gerade bei Bündigfräsern von Markenherstellern mehrfach überstände der Klingen über das Kugellager und die entsprechenden Fräsergebnisse fest stellen.
    Ursache kann eine Abweichung des Klingendurchmessers zum Nenndurchmesser (bzw. Kugellagerdurchmesser) oder aber ein nicht ordentlich zentriertes Kugellager sein.
    Bei billigfräsern habe ich in dieser hinsicht zwar durchwachsene aber doch auch sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Hersteller können oder wollen mir gegenüber dazu leider bisher keine konkreten Aussagen oder Erklärungen abgeben.

    Meiner Meinung nach sind Bündigfräser die am kritischsten zu betrachtenden Fräser (unter den kleineren weniger komplexen Fräsertypen) und meiner Meinung nach sollten das absolute “Präzisionswerkzeuge sein.
    Sind es aber selbst bei Markenherstellern leider oft nicht.

    • Da ist allerdings was dran. In der Hinsicht hatte ich glücklicherweise bisher nie Probleme, weder bei No-Name, noch bei Markenfräsern.

      In gewisser Weise muss der Viertelstabfräser auch bündig sein, da fällt es nur nicht so extrem auf wie bei einem geraden, wenn er das nicht ist.

      Die Qualität der Lötung ist aber auch ein ziemlich objektives Kriterium. Als mir der Fräser um die Ohren geflogen ist, weil die Klingen nicht ordentlich angelötet waren, habe ich einen ordentlichen Schreck bekommen. Zum Glück hat mich keines der Teile getroffen.

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