Ein 17-teiliger Schraubendrehersatz mit langen Bits wurde mir dankenswerterweise von der Firma RS Components zum Test zur Verfügung gestellt (zum RS Components Shop).
17-tlg. Wera Steckschraubendrehersatz
Der Satz besteht aus einem Handgriff, 16 langen Bits und einer kleinen Tasche, in der die Teile von elastischen Schlaufen gehalten werden.
Der Handgriff hat eine gute Größe und Form für normalgroße Hände und ist rutschfest.
Die Tasche hat eine Gürtelschlaufe. Außerdem unter der Grütelschlaufe die weiche Seite eines Klettverschlusses. Das Gegenstück mit einer Klebeseite ist auch im Lieferumfang enthalten. Vermutlich damit man die Tasche an die Wand hängen kann.
Ein solcher Schraubendrehersatz bietet sich besonders an, um einen Werkzeugkasten damit zu bestücken. Anders als in der Werkstatt spielen Gewicht und Platzbedarf in einem Werkzeugkasten eine entscheidende Rolle. Im Werkzeugkasten will man eine möglichst gut sortierte Palette an Schraubendrehertypen dabei haben. Denn man hat oft keine Gelegenheit, auf die Schnelle den zu besorgen, der gerade fehlt.
Philips, Pozidriv, Torx und Sechskant
Im Set enthalten sind folgende Formen:
- Philips (normaler Kreuzschlitz): PH1, PH2, PH3
- Pozidriv (der Kreuzschlitz mit dem “Extra-X”): PZ1, PZ2, PZ3
- Torx (Sternschlüssel): TX10, TX15, TX20, TX25, TX30, TX40
- Sechskant: 1/4 Zoll, 3 mm, 4 mm, 5 mm, 6 mm
Damit hat man fast alle Bits zusammen, die man beim Schreinern brauchen kann. Schlitz-Bits sind jedoch nicht enthalten! Die wären notwendig um den Satz zu komplettieren.
Bits und Griff wiegen zusammen knapp 360 Gramm. Mit Tasche 440 Gramm.
Steckschraubenschlüsselsatz wiegt 360g
Zum Vergleich: Ein Satz normaler Schraubendreher mit ähnlicher Auswahl an Köpfen wiegt mehr als ein Kilogramm und verbraucht auch deutlich mehr Platz.
Schraubendrehersatz über ein Kilo
Für Arbeiten an Elektrik ist der Satz nicht geeignet, da die Bits (im Gegensatz zum Griff) nicht isoliert sind.
Der Vorteil dieses Schraubendrehersatzes gegenüber einem Griff mit gewöhnlichen Bits liegt in der Länge der Bits. Erstens sieht man die Schraubenköpfe besser, da der Griff weiter weg ist und die Sicht nicht versperrt.
Zweitens kann man damit Schrauben in Taschen- und Sacklöchern anziehen und lösen. Also Schrauben, deren Kopf in einem Loch versenkt ist. Das kommt beim Schreinern häufig vor und auch beim Öffnen von Gehäuseschrauben.
Die nutzbare Länge liegt bei über 74 mm, beziehungsweise 67 mm in Löchern, die kleiner sind als der Sechskant des oberen Bit-Endes.
74 mm nutzbare Bitlänge
11 mm nutzbare Bitlänge
Langfristig sind die Bits Verschleißteile. Im Bild rechts oben sieht man typische Abnutzungserscheinungen an einem vergleichbaren regulären Kurz-Bit. Daher ist es gut, dass man die Bits einzeln bei Bedarf nachkaufen kann.
Wera-Griff vor dem Verriegeln
Wera-Griff nach dem Verriegeln
Steckt man einen Bit in den Griff, so schnappt der Halter nach hinten und verriegelt den Bit. Der Verriegelungsmechanismus für hält die Bits zuverlässig.
Der größte Nachteil, den die Kombination aus Griff und langem Bit mit sich bringt, ist das Spiel.
Vorrichtung links genullt
Mit mittlerem Kraftaufwand konnte ich in einer kleinen Vorrichtung mehr als 3 mm Bewegungsspielraum (gemessen an der Spitze des Bits) von links nach rechts feststellen. Mit Gewalt wäre noch mehr gegangen. In der Praxis ist das Spiel nicht besonders hinderlich, stört aber in der Haptik beim Schrauben.
Spiel gemessen an der Spitze
Die Bits lassen sich auch im Akkuschrauber einsetzen
Eine nützlicher Nebeneffekt der Trennung in Bit und Griff ist, dass sich die Bits einwandfrei in einem Akkuschrauber verwenden lassen.
Damit ist wieder Gewicht beim mobilen Einsatz gespart, da man keine regulären Bit-Satz mehr mitnehmen muss.
Außerdem ist auch hier die Extralänge nützlich.
Eher ungewöhnlich für Bit-Sätze ist der Kugelkopf für Torx und Sechskant. Diesen sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Vorteil liegt auf der Hand: Schrauben klappt auch dann noch, wenn man aus Platzgründen den Bit leicht schräg ansetzen muss. Das kann durchaus nützlich sein.
Allerdings fällt damit auch Kontaktfläche gegenüber dem Schraubenkopf und Material am Bit weg, was auf beiden Seiten zu erhöhtem Verschleiß gegenüber Standard-Bits führt. Mir persönlich wären reguläre Köpfe lieber gewesen.
Kugelkopf erlaubt schrägen Schraubansatz
Fazit
Der getestete Wera Schraubendrehersatz ist ideal für den tragbaren Werkzeugkasten. Er ist vergleichsweise leicht und nimmt wenig Platz weg. Die Bits lassen sich auch im Akkuschrauber nutzen. Zur Vollständigkeit fehlen Schlitzbits. Wegen fehlender Isolation am Bit sollte der Satz nicht für Elektrikarbeiten verwendet werden. Verschlissene Bits können einzeln nachgekauft werden.