Test: Skil 6224 AA Bohrschrauber (gesponsorter Test)

Die Firma Skil hat mir einen Bohrschrauber vom Typ Skil 6224 AA zum Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.

Skil 6224 AA Lieferumfang

Skil 6224 AA Lieferumfang

Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass das Gerät ungewöhnlich ist. Jeder kennt Akkuschrauber und Handbohrmaschinen, aber der Skil 6224 AA besetzt eine Marktnische zwischen beiden. Statt einen Akku wie die meisten Geräte hat er ein 10 Meter langes Kabel.

Die Vorteile sind beliebige Laufzeit, besserer Wirkungsgrad (da die Verluste für das Akkuladen – und Entladen entfallen) und einen günstigerer Preis. Dafür ist das Kabel im Weg und gerne auch mal eine lange Stolperfalle.

Das Kabel selbst ist ordentlich gemacht, zwar nicht so flexibel wie eine silikonummantelte Leitung, aber definitiv flexibel genug. Beim Austritt aus dem Griff ist es von einen Knickschutz umgeben.

Beschriftung der Skil 6224 AA

Beschriftung der Skil 6224 AA

Auf der rechten Seite befindet sich ein ordentlich bedrucktes und gut lesbares Typenschild, das alle wichtigen Informationen zusammenfasst:

  • Typennummer
  • Seriennummer
  • Betriebsspannung: 220 V – 240 V bei 50 – 60 Hz
  • Maximaler Strom: 0,9 A
  • 0 – 400 Umdrehungen / min im ersten Gang
  • 0 – 1600 Umdrehungen / min im zweiten Gang
  • Schaftaufnahme bis 10 mm
  • Hergestellt in China

Das beiliegende Handbuch ist schlicht gehalten, jedoch gut lesbar und bebildert. An einer Stelle hat es mich tatsächlich positiv mit Tricks zu sauberem Bohren überrascht.

Handbuch: schlicht gehalten aber gut gemacht

Handbuch: schlicht gehalten aber gut gemacht

 

Aufbau und Verarbeitung

Die Maschine liegt gut in der Hand und hat für eine Bohrmaschine die richtige Balance. Alle Bedienelemente sind da wo sie hingehören und funktionieren ohne zu wackeln. Der gummierte Griff sorgt für Halt.

Richtungsumschalter weit genug vom Zeigefinger entfernt

Richtungsumschalter weit genug vom Zeigefinger entfernt

Eine der ersten meiner Überprüfungen war, ob der Richtungsumschalter dem Zeigefinger in die Quere kommt. Ich bin an der Stelle mit einer meiner Maschinen leidgeplagt.

Bei der Skil ist die Position in Ordnung: nah genug für bequeme Bedienung, weit genug weg um Versehen zu vermeiden. Die Umschaltung ist solide, hakte allerdings gelegentlich ein klein wenig.

Das Prunkstück der Maschine ist das Bohrfutter. Es komplett aus Metall und lässt sich schnell und ohne Werkzeug öffnen und sicher spannen.

Ein Test bei dem sich bei Bohrmaschinen schnell das Spreu vom Weizen trennt, ist der Rundlauf. Um den zu überprüfen braucht man eine lange gerade Spindel oder Bohrer mit gut definierter Spitze.

Rundlauftest für die Skil 6224 AA

Ein einfacher Aufbau hilft, den Rundlauf zu überprüfen.

Wie bei allen Messungen muss man sich im Klaren sein, was man misst. Daher habe ich als erstes kontrolliert, dass der Bohrer gerade ist und die Spitze zentrisch. Nachdem das erledigt war, habe ich die Maschine so fest gespannt, dass der Bohrer parallel zum Boden verläuft und die Zielplatte exakt im 90° Winkel ausgerichtet.

Die Spitze darf das Ziel nicht berühren, da sonst die Kraft meist reicht, um den Bohrer in der Spur zu halten. Im normalen Betrieb eine erfreuliche Eigenschaft, für die Messung aber hinderlich.

Danach habe ich die Maschine zwischen die zwei Gänge geschaltet, so dass ich Bohrfutter und Bohrer frei im Lager drehen konnte.

Die zwei Extrempunkte auf die die Spitze zeigt habe ich mit einem sehr scharf gespitzten Minenschreiber markiert.

Extrempunkte markiert

Extrempunkte markiert

Die Punkte lagen knapp 3 mm auseinander, bei einer Gesamtdistanz zwischen Bohrerspitze und Lager von etwa 350 mm. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, das vermutlich knapp über der Messgenauigkeit des Aufbaus liegt. Mehr kann man von einer Handbohrmaschine wirklich nicht erwarten. Volle Punktzahl in dieser Disziplin.

Praxistest Schrauben

Weniger erfreulich fiel dagegen der Test der Drehmomentkontrolle aus. Meine erster naiver Versuch war mit einer 3×12 mm Spanplattenschraube in Weichholz (Fichte).

Die Erwartungshaltung war, dass die Ratsche durchrutscht, wenn der Kopf der Schraube ins Holz eindringt. Weit gefehlt. Auch auf der leichtesten Stufe sprach die Ratsche nicht an.

Tests mit größeren Schrauben waren ebenfalls ernüchternd. Selbst eine 4x40mm Schraube trieb die Maschine gnadenlos mit dem Kopf ins Holz und stoppte selbst dann noch nicht. Im musste den Versuch abbrechen.

Bereits auf unterster Drehmomentstufe versenkte die Maschine die Schraube bis zum Kopf.

Bereits auf unterster Drehmomentstufe versenkte die Maschine die Schraube bis zum Kopf.

Als ich mit der Hand die Maschine am geschlossenen Bohrfutter festhielt, war mir auch klar warum. Bereits auf der ersten Stufe musste ich ordentlich Kraft aufwenden, um das Futter anzuhalten. Damit scheidet die Drehmomentkontrolle als Hilfsmittel für das bündige Setzen von Spanplattenschrauben faktisch aus. Also bleiben noch Metallschrauben, die man nicht beliebig hart zudrehen will.

Praxistest Bohren

10mm Bohrung in Buche

10mm Bohrung mit der Skil 6224 AA in Buche.

Meine nächsten Tests galten der Maschine als Bohrer.

Das Bohrfutter nimmt wie beschriftet Bohrer mit Schäften bis zu 10 mm Durchmesser auf. Folglich ist das auch die Größe, die offiziell auf jeden Fall mit genügend Kraft versorgt wird.

Bohren in Weichholz im 2. Gang (dem schnellen Gang) war erwartungsgemäß kein Problem.

Auch in Buche klappte es gut, allerdings war das spürbar die Grenze — etwas größer und der 2. Gang wäre überfordert gewesen.

Skil 6224 AA treibt 35 mm Forstnerbohrer

Skil 6224 AA treibt 35 mm Forstnerbohrer

Um den ersten Gang zu testen musste die Maschine einen 35 mm Forstnerbohrer in Birke Multiplex treiben. Das ist auch für Hobbyholzwürmer ein typischer Anwendungsfall, da das die übliche Größe für Topfscharniere ist. Fairerweise muss ich erwähnen, dass Forstnerbohrer jenseits 20 mm eigentlich nur in Verbindung mit einer Standbohrmaschine Spaß machen. Man benötigt sehr viel Kraft (oder Gewicht) um den nötigen Vorschub zu erhalten. Selbst bei scharfem Bohrer.

Wie man auf dem Bild erkennen kann, hat die Maschine das anstandslos erledigt. Dass sie dabei langsam heiß wurde, ist nicht ungewöhnlich, handelt es sich doch um eine Grenzbelastung für ein Handgerät. Mit ordentlichen Pausen sollte das kein Problem sein.

Bohren in Metall habe ich nicht getestet. Hauptsächlich weil mir persönlich außer bei Blechen noch kein Fall untergekommen ist, bei dem ich Löcher in Metall ohne die Präzision einer Standbohrmaschine bohren wollte.

Die Maximaldrehzahl ist mit 1600 Umdrehungen pro Minute etwas knapp für eine Bohrmaschine. Besser wären 2500. Gerade bei kleinen Bohrern fühlte sich das zu langsam an.

Innere Werte

Der Ingenieur in mir wollte natürlich wissen, wie es in einem kabelgebundenen Bohrschrauber innen aussieht. Motor? Getriebe? Elektronik? Schließlich gibt es von diesem Typ nicht allzu viele Modelle.

Leider hat sich eine der Schrauben mit  denen der Korpus zusammengehalten wird auch mit viel Kraft nicht lösen lassen. Stattdessen nahm der Kreuzschlitz Schaden. Ich frage mich, ob das Absicht ist, um Öffnen zu verhindern oder einfach ein unglücklicher Zufall. Für meinen Geschmack waren die Schraubenköpfe auf jeden Fall zu weich.

Liebe Leser, denkt bitte daran, dass das Öffnen während der Garantiezeit keine gute Idee ist. Hebt den Kaufbeleg auf und lasst das Gerät von Fachpersonal des Herstellers reparieren. Bei einem Garantiefall sollten Euch dafür keine Kosten entstehen.

Bei Hobbyisten ist das Bedürfnis das eigene Werkzeug nach der Garantiezeit selbst reparieren zu können, ganz normal. Dazu gehört aber, dass man es auch unbeschadet auseinander nehmen und zusammensetzen kann.

Zwei Worte der Warnung: erstens sprechen wir von einem elektrischen Gerät, das mit 230V läuft. Also Finger weg, wenn ihr Euch nicht 100% sicher seid, dass Ihr wisst was Ihr tut! Ganz im Ernst.

Zweitens braucht Ihr zum Öffnen gutes Werkzeug. Ich habe sehr darauf geachtet, dass der Schraubenzieher exakt auf den Schraubenkopf passt.

Eine der Schrauben an der Skil 6224 AA ließ sich nicht lösen

Eine der Schrauben an der Skil 6224 AA ließ sich nicht lösen

Aufbohren wollte ich die Schraube nicht. So bleibt mir nur die Spekulation. Anlaufverhalten und Geräuschentwicklung deuten auf einen Motor mit Bürsten hin. Dazu passt auch, dass die Maschine Störungen auf meinem Stromnetz bei Halblast ausgelöst hat. So fingen gelegentlich die Lampen im Raum an im Takt mit der Bohrmaschine zu flackern und zu summen, wenn ich den Geschwindigkeitsschalter leicht drückte. Das ist ein Phänomen, das ich lange nicht mehr bei einem Elektrowerkzeug beobachtet habe — es darf auch eigentlich heutzutage nicht mehr passieren.

Fazit

Die Skil 6224 AA ist eine ordentlich gemachte Handbohrmaschine. Sie ist kräftig genug für 10 mm Bohrungen in Hartholz und 35 mm Bohrungen in Birke-Multiplex. Die mechanische Verarbeitung und das Material sind solide – soweit man das von außen beurteilen kann. Das Bohrfutter ist sehr gut.

Als Schrauber für’s Holzwerken ist sie nicht die erste Wahl, da die unterste Einstellung der Drehmomentkontrolle erst bei zu hohen Werten anspricht.

Bei meinem Modell war die elektrische Entstörung nicht einwandfrei.

Dass die Maschine kabelgebunden ist, heißt einerseits, dass sie immer einsatzbereit ist und keinen Akku hat, der altern oder kaputt gehen kann. Andererseits ist das Kabel oft im Weg.

Mit einem Internetpreis von zum Zeitpunkt des Artikels knapp über 80 Euro bewegt sie sich für einen Bohrschrauber im unteren Preissegment. Hier hilft die Einsparung von Akku und Ladegerät.